Als Unternehmer:in ist man 24/7 in der Verantwortung. In der Verantwortung für das Unternehmen, für die Mitarbeitenden, die Kunden, die Lieferanten und: für sich selbst. Letzteres geht gerne mal vergessen – wer aber die Verantwortung für die eigene Person nicht übernimmt, kann zum Risiko für das eigene Unternehmen werden.
Als unternehmerische Persönlichkeiten zeichnet Sie aus, dass Sie mit Leidenschaft und Engagement für das stehen, was Sie tun. Das kann auch dazu führen, dass Sie pausenlos «chrampfen», vielleicht sogar, ohne das so zu empfinden. Sie gönnen sich (zu) wenig Erholungszeit und die persönliche Energiebilanz kommt in Schieflage. Langfristig erschöpfte Unternehmer:innen können so zum Risiko für das eigene Unternehmen werden.
Eine Unternehmerin, ein Unternehmer ist rund um die Uhr in der Verantwortung. Das muss nicht bedeuten, alles selber tun zu müssen, denn Verantwortlichkeiten kann man ganz oder teilweise delegieren. Mit einer Ausnahme: Das Delegieren funktioniert nicht bei der Verantwortung für die eigene Person – diese Verantwortung bleibt bei einem selbst, bei Ihnen.
Wo liegt ihr Fokus?
Wir machen die Erfahrung, dass es vielen Unternehmer:innen einfacher fällt, sich um andere zu kümmern als um sich selbst. Dieses altruistische Verhalten ist gut gemeint, kann jedoch, wenn man sich selbst vergisst, fatale Folgen haben. Denn: Was passiert, wenn Sie ausfallen?
Die Frage ist: Welche Auswirkungen hat mein Verhalten als Unternehmer:in auf mein Umfeld, auch im Geschäft?
Sie kennen diese Tools zur Risikoanalyse mit Ampelsystem. Was wäre, wenn Sie dort eine weitere Rubrik “Ich als Unternehmer:in” einführen und definieren, was grün, orange und rot bedeuten. Diese Fragen könnten zur Einordnung helfen:
- Was gibt mir Energie und was frisst mir Energie?
- Wie sieht meine Energiebilanz aus?
- Wie viel Zeit nehme ich mir, um bewusst in Distanz zum Alltäglichen zu gehen und so einen frischen Blick auf die Dinge zu bewahren?
- Wenn ich Verantwortung für mich selbst übernehme, wie wirkt dieses Verhalten auf meine Mitarbeitenden, die Kunden und Lieferanten?
Energiehaushalt in der Balance — wirksames Unternehmertum
Letztendlich ist es ein unternehmerischer Entscheid, wie gut Sie für sich sorgen. Denn Ihr Entscheid hat Auswirkungen: aufs Unternehmen, weil Sie mit Energie die anstehenden Herausforderungen angehen und weil Sie einen klaren Blick für die Zukunft und deren Gestaltung haben. Auf Ihre Mitarbeitenden, weil Sie ihnen Vorbild sind und die Mitarbeitenden damit die Legitimation erhalten, selbst für eine gute Energiebilanz zu sorgen. Und auf Ihre Kunden und Lieferanten, weil diese sich sicher fühlen durch die Stabilität, die Sie ausstrahlen.
Wenn Sie gut zu sich selbst schauen, haben Sie die Energie, um auch gut zum Unternehmen und zu den Mitarbeitenden zu schauen.
Sie kennen dieses Prozedere von Ihrem letzten Flug: Auf dem Screen vor Ihnen wird Ihnen erklärt, was passiert, wenn es in der Kabine zu einem Druckabfall kommt. Sie sollen sich die Sauerstoffmaske über Mund und Nase stülpen. Erst dann sollen Sie anderen helfen. Aus gutem Grund: Zuerst müssen Sie “safe” sein, denn sonst sind möglicherweise zwei Personen in Gefahr.
Genauso ist es im Unternehmen: Wenn Sie als Unternehmer:in zu sich selbst gut schauen, dann haben Sie so viel Kraft, Energie und auch Reserve, die es Ihnen ermöglichen, gut zum Unternehmen, den Mitarbeitenden und allen weiteren Anspruchsgruppen zu schauen. Das heisst: Ihre Selbstfürsorge ermöglicht erst die Fürsorge, die anderen zuteil kommen soll. Und dies reduziert eine mögliche Gefährdung des Unternehmens, wie im Flugzeug.
Wenn sich das Unternehmen Sorgen machen muss um den Unternehmer oder die Unternehmerin, dann mangelt es an Selbstfürsorge.
Gunter Schmidt, Volkswirt, Arzt und systemischer Familientherapeut, hat den Begriff altruistischer Egozentrismus geprägt. Altruistischer Egozentrismus steht bei ihm für die Wertschätzung sich selbst gegenüber und bringt zum Ausdruck, dass man erst für sich selbst sorgen sollte, um dann gut für andere da sein zu können.
Wertschätzung sich selbst gegenüber
Genau darum geht es auch für eine Unternehmerin und einen Unternehmer. Als Unternehmer:in sind Sie auch Führungsperson und nutzen Führung in unterschiedlichem Kontext, u.a. als personelle, finanzielle, strategische Führung. Dazu kommt eine weitere Führungsart: die Selbstführung.
Selbstfü(h)rsorge ist die Kunst, sich selbst achtsam zu führen.
In Kombination von Selbstführung und Selbstfürsorge entsteht Selbstfü(h)rsorge. Damit gemeint ist eine reflektierende Haltung gegenüber dem eigenen Energielevel, der Wirkung nach aussen und in Konsequenz dem Einleiten geeigneter Massnahmen, um als Unternehmer:in kraftvoll Wirkung zu erzielen.
Auf unserer Plattform finden Sie weiterführende Unterlagen zum Thema “Führung”, “Vision” und “Selbstreflexion”, u.a. folgende Dossiers:
- Blog 19: Kann man Unternehmertum lernen, oder hat man es in der DNA?
- Gespräch mit Lisa Benz: Mit Führungsrollen neue Perspektiven eröffnen
- Arbeitsmittel: Selbstreflexion
- Dossier: KMU Nachfolge und meine Vision (Schrift Nr. 03)
Im Download-Center stellen wir Ihnen diverse Unterlagen und Arbeitsblätter kostenlos zur Verfügung.
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