Blog 50 | Risikofaktor Unternehmer:in?

Als Unternehmer:in ist man 24/7 in der Verant­wortung. In der Verant­wortung für das Unter­nehmen, für die Mitar­bei­tenden, die Kunden, die Liefe­ranten und: für sich selbst. Letzteres geht gerne mal vergessen – wer aber die Verant­wortung für die eigene Person nicht übernimmt, kann zum Risiko für das eigene Unter­nehmen werden.

Als unter­neh­me­rische Persön­lich­keiten zeichnet Sie aus, dass Sie mit Leiden­schaft und Engagement für das stehen, was Sie tun. Das kann auch dazu führen, dass Sie pausenlos «chrampfen», vielleicht sogar, ohne das so zu empfinden. Sie gönnen sich (zu) wenig Erholungszeit und die persön­liche Energie­bilanz kommt in Schieflage. Langfristig erschöpfte Unternehmer:innen können so zum Risiko für das eigene Unter­nehmen werden.

Eine Unter­neh­merin, ein Unter­nehmer ist rund um die Uhr in der Verant­wortung. Das muss nicht bedeuten, alles selber tun zu müssen, denn Verant­wort­lich­keiten kann man ganz oder teilweise delegieren. Mit einer Ausnahme: Das Delegieren funktio­niert nicht bei der Verant­wortung für die eigene Person – diese Verant­wortung bleibt bei einem selbst, bei Ihnen.

Wo liegt ihr Fokus?

Wir machen die Erfahrung, dass es vielen Unternehmer:innen einfacher fällt, sich um andere zu kümmern als um sich selbst. Dieses altru­istische Verhalten ist gut gemeint, kann jedoch, wenn man sich selbst vergisst, fatale Folgen haben. Denn: Was passiert, wenn Sie ausfallen?

Die Frage ist: Welche Auswir­kungen hat mein Verhalten als Unternehmer:in auf mein Umfeld, auch im Geschäft?

Sie kennen diese Tools zur Risiko­analyse mit Ampel­system. Was wäre, wenn Sie dort eine weitere Rubrik “Ich als Unternehmer:in” einführen und definieren, was grün, orange und rot bedeuten. Diese Fragen könnten zur Einordnung helfen:

  • Was gibt mir Energie und was frisst mir Energie? 
  • Wie sieht meine Energie­bilanz aus?
  • Wie viel Zeit nehme ich mir, um bewusst in Distanz zum Alltäg­lichen zu gehen und so einen frischen Blick auf die Dinge zu bewahren?
  • Wenn ich Verant­wortung für mich selbst übernehme, wie wirkt dieses Verhalten auf meine Mitar­bei­tenden, die Kunden und Lieferanten? 

Energiehaushalt in der Balance — wirksames Unternehmertum

Letzt­endlich ist es ein unter­neh­me­ri­scher Entscheid, wie gut Sie für sich sorgen. Denn Ihr Entscheid hat Auswir­kungen: aufs Unter­nehmen, weil Sie mit Energie die anste­henden Heraus­for­de­rungen angehen und weil Sie einen klaren Blick für die Zukunft und deren Gestaltung haben. Auf Ihre Mitar­bei­tenden, weil Sie ihnen Vorbild sind und die Mitar­bei­tenden damit die Legiti­mation erhalten, selbst für eine gute Energie­bilanz zu sorgen. Und auf Ihre Kunden und Liefe­ranten, weil diese sich sicher fühlen durch die Stabi­lität, die Sie ausstrahlen.

Wenn Sie gut zu sich selbst schauen, haben Sie die Energie, um auch gut zum Unter­nehmen und zu den Mitar­bei­tenden zu schauen.

Sie kennen dieses Prozedere von Ihrem letzten Flug: Auf dem Screen vor Ihnen wird Ihnen erklärt, was passiert, wenn es in der Kabine zu einem Druck­abfall kommt. Sie sollen sich die Sauer­stoff­maske über Mund und Nase stülpen. Erst dann sollen Sie anderen helfen. Aus gutem Grund: Zuerst müssen Sie “safe” sein, denn sonst sind mögli­cher­weise zwei Personen in Gefahr.

Genauso ist es im Unter­nehmen: Wenn Sie als Unternehmer:in zu sich selbst gut schauen, dann haben Sie so viel Kraft, Energie und auch Reserve, die es Ihnen ermög­lichen, gut zum Unter­nehmen, den Mitar­bei­tenden und allen weiteren Anspruchs­gruppen zu schauen. Das heisst: Ihre Selbst­für­sorge ermög­licht erst die Fürsorge, die anderen zuteil kommen soll. Und dies reduziert eine mögliche Gefährdung des Unter­nehmens, wie im Flugzeug.

Wenn sich das Unter­nehmen Sorgen machen muss um den Unter­nehmer oder die Unter­neh­merin, dann mangelt es an Selbstfürsorge.

Gunter Schmidt, Volkswirt, Arzt und syste­mi­scher Famili­en­the­rapeut, hat den Begriff altru­isti­scher Egozen­trismus geprägt. Altru­isti­scher Egozen­trismus steht bei ihm für die Wertschätzung sich selbst gegenüber und bringt zum Ausdruck, dass man erst für sich selbst sorgen sollte, um dann gut für andere da sein zu können.

Wertschätzung sich selbst gegenüber

Genau darum geht es auch für eine Unter­neh­merin und einen Unter­nehmer. Als Unternehmer:in sind Sie auch Führungs­person und nutzen Führung in unter­schied­lichem Kontext, u.a. als perso­nelle, finan­zielle, strate­gische Führung. Dazu kommt eine weitere Führungsart: die Selbstführung.

Selbstfü(h)rsorge ist die Kunst, sich selbst achtsam zu führen.

In Kombi­nation von Selbst­führung und Selbst­für­sorge entsteht Selbstfü(h)rsorge. Damit gemeint ist eine reflek­tie­rende Haltung gegenüber dem eigenen Energie­level, der Wirkung nach aussen und in Konse­quenz dem Einleiten geeig­neter Massnahmen, um als Unternehmer:in kraftvoll Wirkung zu erzielen.

Mehr zum Thema

Auf unserer Plattform finden Sie weiter­füh­rende Unter­lagen zum Thema “Führung”, “Vision” und “Selbst­re­flexion”, u.a. folgende Dossiers:

Im Download-Center stellen wir Ihnen diverse Unter­lagen und Arbeits­blätter kostenlos zur Verfügung.

Fotonachweis: Shutter­stock

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Claudia Buchmann

Menschen und Unternehmen im Rahmen von Nachfolgeprozessen in ihrer (Weiter-) Entwicklung zu begleiten, das ist die grosse Passion von Claudia Buchmann. Als langjährige Unternehmerin weiss sie, was unternehmerisches Denken und Handeln in Veränderungsprozessen bedeutet: ein grosses Stück Arbeit und ein freudiges Feiern von Erfolgen.

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