Blog 52 | Mythos oder Tatsache bei der Unternehmensnachfolge: was stimmt denn nun? 

Mythen machen komplexe Themen scheinbar einfach, geben Orien­tierung und Sicherheit – das kann sie verfüh­re­risch machen. Mythen können aber auch einer guten Lösung im Weg stehen. Und sie entsprechen oft nicht den Tatsachen. Auch rund um das Thema Unter­nehmens­nach­folge begegnen uns immer wieder plakative Aussagen, die sich hartnäckig halten und fast schon wie “Wahrheiten” zitiert werden. Doch was steckt wirklich dahinter? Und ab wann wird eine vermeint­liche Faust­regel zu einer hinder­lichen Verzerrung der Realität?

Vor einem Jahr sind wir diesen Fragen im Rahmen eines Workshops nachge­gangen. Wir haben nach Mythen gesucht rund um das Thema Unter­nehmens­nach­folge: welchen Pauschal­aus­sagen begegnen wir in unserer täglichen Arbeit immer wieder, wenn wir Nachfol­ge­pro­zesse begleiten oder Personen dafür ausbilden? Innert Kürze hatten wir ein gutes Duzend an Aussagen gesammelt, die wir in unserer Beratungs­praxis regel­mässig hören. Zwölf davon haben wir ausge­wählt, einge­ordnet und kommen­tiert und über Linkedin über das Jahr hinweg veröf­fent­licht. Wir haben uns dabei gefragt: “Mythos oder Tatsache?”. In diesem Blogbeitrag fassen wir die wichtigsten Gedanken aus dieser Serie zusammen.

Mit Szenarien umgehen — und in Szenarien denken

Sehr früh im Prozess empfehlen wir, die Diskussion über verschiedene Szenarien zu führen und solche auch schriftlich festzu­halten. Zu Beginn wird oft die Option der famili­en­in­ternen Nachfolge angedacht. Dabei gehen oft Alter­na­tiven verloren — obwohl es enorm wichtig ist, verschiedene Szenarien der Nachfolge als Plan B oder C mitzu­denken. Zu Beginn des Prozesses kann niemand sagen, wie dieser verläuft. Gerade bei famili­en­in­ternen Nachfolgen bietet zum Beispiel auch das Thema Gerech­tigkeit viel Zündstoff. Übrigens: auch die Ordent­liche Geschäfts­aufgabe ist eine strate­gische Option, wenn es um Nachfolge geht — und auch ein Szenario, das man mal durch­denken könnte. 

Im Umgang mit Szenarien beobachten wir oft folgende drei Mythen: 

Lösungsansätze erarbeiten

Wenn die Szenarien geklärt sind, und man eine Vorstellung hat von einem Plan A, B und C, dann geht es in die Umsetzung. Gemeinsam arbeitet man konse­quent an Lösungs­an­sätzen und entwickelt diese weiter, setzt sie schritt­weise um. Möglich ist das nur, wenn die invol­vierten Personen die Bereit­schaft haben, sich im Prozess einzu­bringen, offen über Wert und Preis­vor­stel­lungen zu disku­tieren und auch ein Hinter­fragen zulassen. Zum Beispiel, ob die aktuelle Struktur, wie man aufge­stellt ist, für die Nachfolge sinnvoll ist. Oft stellt man in dieser Phase fest, dass nicht immer ganz klar ist, was denn nun konkret das Übertra­gungs-Objekt z.B. ist — was dazu gehört und was nicht. 

Beim Erarbeiten von Lösungs­an­sätzen begegnen wir oft folgenden drei Mythen: 

Was es bedeutet, Unternehmer:in zu sein

Was es bedeutet, Unter­neh­merin oder Unter­nehmer zu sein, Unter­neh­mertum zu leben, ein Unter­neh­mer­dasein zu gestalten — dazu gibt es unter­schied­liche Vorstel­lungen. Gerade zwischen den Genera­tionen, jener, die übergibt und jener, die übernimmt, sind regel­mässig unter­schied­liche Vorstel­lungen dazu da. Sind Unternehmer:innen die Alles­kön­ne­rinnen mit vielen Freiten, die aber nur für das Unter­nehmen leben? 

Rund um diese Frage begegnen uns regel­mässig folgende Mythen: 

Nachfolge als Prozess erarbeiten

Ein Genera­tio­nen­wechsel ist in der Regel ein Entwick­lungs­prozess, der seine Zeit braucht. Es ist wichtig, sicher­zu­stellen, dass die richtigen Personen am Prozess teilnehmen und es Raum gibt für Veränderungen. 

Mit Blick auf den Prozess begegnen uns immer wieder folgende Mythen: 

Fazit und Wunsch

Unser grösster Wunsch ist, dass Invol­vierte und Beratungs­per­sonen viel diffe­ren­zierter auf das Thema Nachfolge blicken, als dass wir das in der Regel erleben. Pauschal­aus­sagen sind gefährlich. Jede Familie und jedes Unter­nehmen braucht bei dem Nachfol­ge­prozess eine eigene Lösung, die indivi­duell passt. Genau deshalb sollte man sich nicht von vermeintlich allge­mein­gül­tigen Aussagen (ver)leiten lassen.

Mehr zum Thema

Jene, die sich vertieft mit einzelnen Themen ausein­an­der­setzen möchten, laden wir ein, in unseren Blogbei­trägen zu stöbern, die Video­ge­spräche zu schauen oder sich in unsere Fach-Dossiers zu vertiefen, die wir kostenlos zum Download zur Verfügung stellen.

Im Download-Center stellen wir Ihnen diverse Unter­lagen und Arbeits­blätter kostenlos zur Verfügung.

Fotonachweis: Shutter­stock

Bild von Frank Halter

Frank Halter

Frank Halter ist ausgewiesener Nachfolgeexperte, der sich seit vielen Jahren mit Passion für Nachfolgelösungen einsetzt, die Bestand haben und für alle ein Gewinn sein sollen: für das KMU, für die übergebende und die übernehmende Generation. Er hat das St. Galler Nachfolge-Modell mitentwickelt und betreibt die «St. Galler Nachfolge-Praxis», eine unabhängige Plattform für Wissen und Erfahrung rund um das Thema Unternehmensnachfolge.

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