Mythen machen komplexe Themen scheinbar einfach, geben Orientierung und Sicherheit – das kann sie verführerisch machen. Mythen können aber auch einer guten Lösung im Weg stehen. Und sie entsprechen oft nicht den Tatsachen. Auch rund um das Thema Unternehmensnachfolge begegnen uns immer wieder plakative Aussagen, die sich hartnäckig halten und fast schon wie “Wahrheiten” zitiert werden. Doch was steckt wirklich dahinter? Und ab wann wird eine vermeintliche Faustregel zu einer hinderlichen Verzerrung der Realität?
Vor einem Jahr sind wir diesen Fragen im Rahmen eines Workshops nachgegangen. Wir haben nach Mythen gesucht rund um das Thema Unternehmensnachfolge: welchen Pauschalaussagen begegnen wir in unserer täglichen Arbeit immer wieder, wenn wir Nachfolgeprozesse begleiten oder Personen dafür ausbilden? Innert Kürze hatten wir ein gutes Duzend an Aussagen gesammelt, die wir in unserer Beratungspraxis regelmässig hören. Zwölf davon haben wir ausgewählt, eingeordnet und kommentiert und über Linkedin über das Jahr hinweg veröffentlicht. Wir haben uns dabei gefragt: “Mythos oder Tatsache?”. In diesem Blogbeitrag fassen wir die wichtigsten Gedanken aus dieser Serie zusammen.
Mit Szenarien umgehen — und in Szenarien denken
Sehr früh im Prozess empfehlen wir, die Diskussion über verschiedene Szenarien zu führen und solche auch schriftlich festzuhalten. Zu Beginn wird oft die Option der familieninternen Nachfolge angedacht. Dabei gehen oft Alternativen verloren — obwohl es enorm wichtig ist, verschiedene Szenarien der Nachfolge als Plan B oder C mitzudenken. Zu Beginn des Prozesses kann niemand sagen, wie dieser verläuft. Gerade bei familieninternen Nachfolgen bietet zum Beispiel auch das Thema Gerechtigkeit viel Zündstoff. Übrigens: auch die Ordentliche Geschäftsaufgabe ist eine strategische Option, wenn es um Nachfolge geht — und auch ein Szenario, das man mal durchdenken könnte.
Im Umgang mit Szenarien beobachten wir oft folgende drei Mythen:
- «Familienmitglieder sind die besten Nachfolger:innen»
- «Gerechtigkeit bedeutet: alle gleich viel»
- «Wer sein Geschäft aufgibt, hat versagt»
Lösungsansätze erarbeiten
Wenn die Szenarien geklärt sind, und man eine Vorstellung hat von einem Plan A, B und C, dann geht es in die Umsetzung. Gemeinsam arbeitet man konsequent an Lösungsansätzen und entwickelt diese weiter, setzt sie schrittweise um. Möglich ist das nur, wenn die involvierten Personen die Bereitschaft haben, sich im Prozess einzubringen, offen über Wert und Preisvorstellungen zu diskutieren und auch ein Hinterfragen zulassen. Zum Beispiel, ob die aktuelle Struktur, wie man aufgestellt ist, für die Nachfolge sinnvoll ist. Oft stellt man in dieser Phase fest, dass nicht immer ganz klar ist, was denn nun konkret das Übertragungs-Objekt z.B. ist — was dazu gehört und was nicht.
Beim Erarbeiten von Lösungsansätzen begegnen wir oft folgenden drei Mythen:
- «Alte Männer können nicht loslassen»
- «Wert gleich Preis»
- «Immobilien und Betrieb muss man immer trennen!»
Was es bedeutet, Unternehmer:in zu sein
Was es bedeutet, Unternehmerin oder Unternehmer zu sein, Unternehmertum zu leben, ein Unternehmerdasein zu gestalten — dazu gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Gerade zwischen den Generationen, jener, die übergibt und jener, die übernimmt, sind regelmässig unterschiedliche Vorstellungen dazu da. Sind Unternehmer:innen die Alleskönnerinnen mit vielen Freiten, die aber nur für das Unternehmen leben?
Rund um diese Frage begegnen uns regelmässig folgende Mythen:
- «Unternehmer:innen haben für alles eine Lösung»
- «Als Unternehmer bin ich maximal frei»
- «Unternehmer:in ist man 7x24 Stunden»
Nachfolge als Prozess erarbeiten
Ein Generationenwechsel ist in der Regel ein Entwicklungsprozess, der seine Zeit braucht. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die richtigen Personen am Prozess teilnehmen und es Raum gibt für Veränderungen.
Mit Blick auf den Prozess begegnen uns immer wieder folgende Mythen:
- «Stille Aktionäre haben nichts zu sagen!»
- «Die Nachfolge endet mit dem Verkauf»
- «Traditionen darf man nicht brechen»
Fazit und Wunsch
Unser grösster Wunsch ist, dass Involvierte und Beratungspersonen viel differenzierter auf das Thema Nachfolge blicken, als dass wir das in der Regel erleben. Pauschalaussagen sind gefährlich. Jede Familie und jedes Unternehmen braucht bei dem Nachfolgeprozess eine eigene Lösung, die individuell passt. Genau deshalb sollte man sich nicht von vermeintlich allgemeingültigen Aussagen (ver)leiten lassen.
Jene, die sich vertieft mit einzelnen Themen auseinandersetzen möchten, laden wir ein, in unseren Blogbeiträgen zu stöbern, die Videogespräche zu schauen oder sich in unsere Fach-Dossiers zu vertiefen, die wir kostenlos zum Download zur Verfügung stellen.
Im Download-Center stellen wir Ihnen diverse Unterlagen und Arbeitsblätter kostenlos zur Verfügung.
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