Blog 09: Wann sind unsere Junioren alt genug für die Unternehmensnachfolge?

Das Alter, eine alte Frage:

Wann sind unsere Junioren alt genug für die Unternehmens­nach­folge…? (…und die Eltern nicht zu alt?)

oder: wann ist der Nachfolger reif oder erwachsen genug, um die Verant­wortung für das Unter­nehmen alleine zu tragen?

„Planen Sie genug Zeit ein“. Dies ist ein oft gehörter Ratschlag, wenn es um die Unternehmens­nach­folge geht. Dass eine Unternehmens­nach­folge viel Zeit in Anspruch nimmt, ist eine längst bekannte und x‑fach bewiesene Tatsache. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass eine Famili­en­in­terne Nachfolge (FBO) viel länger dauert, als ein unter­neh­mens­externer Verkauf — voraus­ge­setzt die Nachfolge-Würdigkeit und Nachfolge-Fähigkeit ist gegeben. Mit dem Faktor Zeit ist unwei­gerlich auch der Faktor «Alter» verbunden, und zwar sowohl bei der überge­benden wie auch der überneh­menden Generation. Analysen haben gezeigt, dass das Alter von Übergebern bei der «Famili­en­in­ternen Nachfolge» beim Verkäufer wesentlich höher ist (64 Jahre), als bei Nachfolgen durch unter­neh­mens­externe Personen (58 Jahre). Umgekehrt kann festge­stellt werden, dass famili­en­in­terne Nachfolger im Durch­schnitt wesent­licher jünger sind (36 Jahre), als unter­neh­mens­externe Nachfolger (42 Jahre).

 

Sind demzu­folge die famili­en­in­ternen Nachfolger weniger „reif & ready“ für die Unternehmens­nach­folge – gemessen am Alter?

 

Das Alter impli­ziert eine gewisse Weisheit und Autorität und ist je nach Konstel­lation der betei­ligten Personen mit mehr oder weniger Emotionen verbunden. Dies kann bei der eigent­lichen Übergabe zu Schwie­rig­keiten führen. So wurde zwar genug Zeit einge­plant und der Prozess der Nachfolge erfolg­reich durch­laufen, der Nachfolger kann jedoch (noch) nicht die volle Verant­wortung übernehmen, weil der „alte Herr“ an seinem Unter­nehmen hängt: „Mein Sohn Max kann das noch nicht!“ Wenn so über den 45-jährigen Sohn gesprochen wird, mit guter Ausbildung und unter­neh­me­ri­scher Kraft, geht es wahrscheinlich mehr um das „Zutrauen“ (und «dürfen») und weniger um die verbreitete Frage von „Können“ oder „Wollen“. Diese Situation ist bei Famili­en­un­ter­nehmen immer wieder anzutreffen.

 

Ein externer Nachfolger würde ein solches „Spiel“ nicht mitmachen.

 

Nicht nur der gesamte Prozess der Nachfolge muss sorgfältig geplant werden, sondern auch die Phase der „eigent­lichen Übergabe“ muss konkret, und Schritt für Schritt im Voraus durch­dacht werden.

 

Im besten Fall wird die eigent­liche Übergabe klassisch „termi­niert“, sowie eine Rollen- und Aufga­ben­ver­teilung im Voraus abgesprochen, vereinbart und geplant. Dies erleichtert auch die Kommu­ni­kation an die Mitar­bei­tenden: ab wann ist nur noch ein Chef in der Firma.

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt oder das richtige Alter für die Verantwortungsübergabe?

 

Königs­häuser dienen oft als Veran­schau­li­chungs­bei­spiele: so spricht man zum Beispiel vom „Prinz Charles Syndrom“, wenn die Königin nicht abtreten kann oder will und die Unter­tanen bereits vom Enkel als König sprechen.

 

Gleich­zeitig machen es auch Königs­häuser wie in Holland oder in Spanien vor, dass die Führungs­nach­folge auch bewusst gestaltet werden kann — bevor das eigene Dazutun nicht mehr möglich ist.

 

Je nach Nachfol­geform ist die Verant­wor­tungs­übergabe ein eher kürzerer oder ein über einen längeren Zeitraum beglei­teter Prozess. Famili­en­in­terne Nachfolgen dauern in der Tendenz länger als Unter­neh­mens­externe Nachfolgen. Deshalb ist das Augenmerk vor allem auf die Zeit der Co-Existenz von zwei Genera­tionen im Unter­nehmen zu legen.

 

Abgesehen von der Nachfol­geform kann die Verant­wor­tungs­übergabe auch der „Reife“ des Nachfolgers angepasst werden. So kann beispiels­weise bei einer Famili­en­in­ternen Nachfolge der Zeitraum der gemein­samen Zeit im Unter­nehmen etwas länger ausge­staltet sein. Jedoch sollten sich da Junior und Senior nicht in die Quere kommen und der Senior vor allem nicht dem Junior im Wege stehen. Dem Sohn Max den Rücken stärken – ihn in die neue Aufgabe hinein­be­gleiten – und mit Stolz sagen können: „Mein Sohn Max macht das jetzt, er kann das (fast besser als ich)!“. Das sollte am Ende eines Überga­be­pro­zesses das Ziel sein. Vertrauen in das Können des Juniors oder der Tochter haben und den wohlver­dienten Ruhestand geniessen. Und eins darf nicht vergessen werden: In den letzten 30 Jahren haben auch die Vorgänger ihre Fehler und damit ihre Erfah­rungen gemacht. Diese Erfah­rungen haben sie zu den erfah­renen Unter­neh­mens­pa­trons gemacht, die sie heute sind.

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